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Probstzella

Auf historischen Pfaden an einen Ort mit dunkler Vergangenheit
Mit dem Franken-Thüringen-Express von Nürnberg nach Probstzella
Ein Bericht von Günther Heinisch mit Fotos von Peter Tümmel

GeistAls ich erstmalig im Jahr 2012 einen Ausflug für NERFÜ-Stammtischler organisierte ahnte ich nicht, welchen Geist ich damit rief. Er taucht seitdem jedes Jahr irgendwann im Frühjahr auf und ruft mir zu: “Es ist wieder an der Zeit, einen Ausflug zu organisieren! Lass dir was einfallen!”
Heuer kam er Anfang Juni.

Unverzüglich begab ich mich auf die Suche nach möglichen Zielen, hatte auch die eine oder andere Idee, prüfte sie auf Attraktivität und Machbarkeit - und verwarf sie wieder. Ich stand kurz davor, dem Geist die Stirn zu bieten. “Weiche von mir! Heuer gibt es keinen Ausflug!”

Doch dann kam mir der Zufall zu Hilfe.

Beim Stöbern im Internet stieß ich auf eine Dokumentation, die der MDR im November 2016 ausgestrahlt hat. Was dort berichtet wurde veranlasste mich zu weiteren Nachforschungen, und bald war ich mir sicher, ein lohnendes Ziel gefunden zu haben. Die Überprüfung der Machbarkeit verlief auch positiv, und daher erstellte ich ein Konzept, das ich Ende Juni den Stammtischmitgliedern vorstellte.

Die Resonanz war erfreulich groß. Am Sonntag, den 17.09.2017 machten sich insgesamt zwölf Personen - neun Stammtischler und drei Ehefrauen - mit dem Franken-Türingen-Express auf den Weg nach Probstzella. Am Startpunkt Nürnberg Hbf bestiegen zunächst sieben Teilnehmer den Regionalexpress, in Fürth, Erlangen und Hirschaid stießen dann nach und nach die restlichen Mitfahrer zu uns.

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Immer der ehemaligen Ludwig-Süd-Nord-Bahn folgend ging die Fahrt weiter über Lichtenfels bis Hochstadt-Marktzeuln. Dort bog unser Zug auf die Frankenwaldbahn ab und brachte uns - die Höhen des Frankenwaldes überwindend - über Ludwigsstadt an unser Ziel Probstzella.

Aber warum ausgerechnet Probstzella?

Dieses Thüringische Städtchen liegt nahe der Landesgrenze zu Bayern, die früher die Zonengrenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR war. Und damit sind wir bei der dunklen Vergangenheit.

Probstzella war nämlich der einzige DDR-Grenzbahnhof zum “Klassenfeind”, der in der 1952 errichteten 5 km breiten Sperrzone entlang der Grenze lag. Da man dort vor unerwünschten Zaungästen sicher sein konnte nutzte die DDR-Führung diesen Bahnhof, um unbequeme Personen in den Westen abzuschieben. Auf diesem Weg entledigte man sich auch des renitenten Roland Jahn, dem heutigen Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU).

Nach unserer Ankunft um 12:43 Uhr schauten wir uns zunächst am Bahnhof etwas um.

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Vom ehemaligen BW ist nur noch der Wasserturm übrig. Das Stellwerk ist noch ganz.

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Für den Nachschub auf der Rampe nach Steinbach am Wald (Höhendifferenz 229 m auf rund 13 km Streckenlänge) stand eine BR 151 bereit.

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Im Bahnhof befindet sich das Grenzbahnhof-Museum, das auch auf unserem Besuchsplan stand. Doch zunächst lenkten wir unsere Schritte zum schräg gegenüber dem Bahnhof liegenden Haus des Volkes, einem imposanten Gebäude im Bauhaus-Stil, das von 1925 bis 1927 als Hotel und kulturelles Zentrum errichtet wurde. Die Inneneinrichtung wurde vollständig von Künstlern des Bauhauses Dessau gestaltet. Auch heute beherbergt das Gebäude ein Hotel, in dessen Restaurant ich reserviert hatte. Dort erwartete uns ein Brunch-Büffet, das nicht nur durch schiere Größe, sondern auch durch Geschmack zu gefallen wusste.

Dermaßen gestärkt kehrten wir zum Bahnhof zurück und gingen ins Museum. Dort findet man Dokumente aus der Zeit, als Probstzella Übergabebahnhof zwischen der Bayerischen und der Preußischen Staatsbahn war, aber auch aus jener, in der die DDR ein- und ausreisende Personen in einer extra dafür erbauten Grenzkontrollstelle schikanierte. Als diese im Jahr 2008 abgerissen wurde - auf dem Gelände steht heute ein Norma-Markt - konnte man etliches Inventar retten und zeigt es jetzt in diesem Museum. Allein wenn man die überall aushängenden Verordnungen und Vorschriften alle lesen wollt wäre man wohl über eine Stunde beschäftigt.

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Ein Foto aus früheren Zeiten zeigt, dass sich der Bahnhof seitdem nicht wesentlich verändert hat. Nur die Weichenlaternen sind heute nicht mehr so hoch.

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Die Grenzkontrollstelle und das BW existieren nur noch als Papiermodelle auf einem Diorama.

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Und von diesem Pult aus wurde der ganze Wahnsinn gesteuert..

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Plötzlich stolperten wir hierüber und waren uns einig: Dies kann nur DAS MERKEL sein! ES war schon mal hier!

Jetzt war noch genügend Zeit, um auf einen Kaffee oder ein Bierchen nochmal ins Haus des Volkes zurückzukehren, bevor wir um 17:14 Uhr den Zug nach Nürnberg bestiegen, wo wir nach kurzweiliger Fahrt um 19:19 Uhr ankamen.

Insgesamt haben wir an diesem Tag viel gesehen und erlebt, und das Wetter hatte auch keine unschönen Überraschungen parat. Daher dürfte der Ausflug allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben.

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